Atelier-Klemke  

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Malunterricht uff berlinisch – wie der alte Klemke...

Das Berlinern gehört zu Berlin und Berlinern muss gepflegt werden!!!

Der Berliner ist ein Tiefstapler. Er stapelt niemals hoch. Er verwendet keine ausgefeilten Formulierungen, um kluge Inhalte vorzutragen. Statt wohl gesetzter Worte begegnet uns erfrischend, grob und schnoddrig, eine bildhafte, klare und oft humorvolle Aussage.

Es berlinern in Berlin gleichermaßen einfache Leute, Intellektuelle und Künstler. Mein Vater, der in der DDR wohlbekannte Buchillustrator Prof. Werner Klemke (1917-1994) – erinnert euch: Magazinkater, Hirsch Heinrich, Wolkenschaf - sagte immer zu uns vier Kindern:

 „Verlernt ma nich dit Berlinern. Dit is keen Dialekt, dit is ne Jeisteshaltung.“ 

Und er stiftete einen Preis zur Berlinischen Sprachpflege, seinerzeit dotiert mit einem Betrag von 50 Mark... 

Mein Vater, Professor der Kunsthochschule Berlin, ehemaliger Sekretär der Akademie der Künste, international anerkannt, Ehrenbürger der Stadt Certaldo in Italien, konnte als Weißenseer Tischlersohn hervorragend berlinern. Und wir Kinder konnten das auch. Ich hielt zum Ärger meiner Lehrer so manchen Vortrag auf berlinerisch. Meine Mitschüler mussten schon lachen, bevor ich zu sprechen begann.

Aus dieser alt Berliner Künstlerfamilie wurden wir vier Kinder nun auch Künstler. Ich, Christine Klemke, eröffnete nach meinem Kunststudium und einem Leben als freischaffende Künstlerin, im Jahre 2006, mit Unterstützung der Gesobau AG, das „Atelier und Archiv Prof. Werner Klemke“ im ehemaligen Berliner Wohnhaus des Künstlers. Es dient vor Allem der Pflege und der Veröffentlichung der Werke von Prof. Werner Klemke, denn das Andenken an diesen großen Berliner, der die Buchillustration der DDR über Jahrzehnte wie kaum ein anderer prägte, drohte in den Turbulenzen und Machtkämpfen der Wiedervereinigung unterzugehen. Der parteilose Werner Klemke wurde plötzlich von den Institutionen, in denen er viele Jahre gewirkt hatte, ignoriert oder sogar als Stasispitzel verleumdet.

Und es wird natürlich gemalt im Atelier. Durch die Mittel der Kunst soll das Leben deutlicher, schöner und freier werden. Jeder soll im Malen und Zeichnen seiner eigenen Persönlichkeit begegnen können. Selbstbesinnung und Selbstbestimmung durch die Kunst kann hier geschehen.

In Zusammenarbeit mit der Weißenseer Bibliothek, dem Heimatverein und verschiedenen Berliner Grundschulen belebt das Atelier das kulturelle Leben des Stadtbezirkes. Die Ausstellungen sollen Hoffnung bringen und Solidarität ausdrücken in der geheimnisvollen Sprache der Bilder.


Und das Ganze natürlich, wie es der alte Meister Klemke getan hat, janz uff berlinisch.


Sie werden sich nun fragen, wie äußert sich diese Berliner Geisteshaltung beim Malunterricht? Stellen Sie sich ein Atelier vor. Wir malen einen großen Strauß Sonnenblumen. Auf dem Papier erscheinen unförmige, gelbscheckige Flecken. Die hochdeutsche, sozial verträgliche Rückmeldung über den Erfolg des Malversuches würde lauten: „Das ist ja eine ungewöhnlich akzentuierte, sehr eigene Interpretation der Sonnenblumen.“


Der Berliner sagt: „Jetzt machen se ma langsam aus ihren komischen Eierkuchen n vanünftijen Blumenstrauß!“


In Berlin Weißensee findet ihr also ein echt berlinisches Atelier, wo Freiheit und Klarheit in der künstlerischen Arbeit Tradition hat!